Was hat Hans Albers mit Ökumene zu tun?

Verdrängt, vertrieben, ermordet, aber nicht vergessen.
Eine Veranstaltung mit Originalmusik Verfolgter Künstler
der 20er und 30er Jahre.

Verdrängt, vertrieben, ermordet, aber nicht vergessen.

Der Schellackabend in der Martin-Luther-Kirche in Spiegelau beschäftigte sich diesmal mit einem eher ernsten Thema. Eine gute Woche nach dem Jahrestag des Novemberpogroms 1938 lag der Schwerpunkt des Musikabends bei den gedemütigten, in ihrer Existenz vernichteten, vertriebenen und ermordeten Künstlern und Interpreten der 20er und 30er Jahre. Dabei kam auch zur Sprache, welche Rolle die evangelische Kirche bei der Judenverfolgung gespielt hatte und welche Bedeutung es hat, dass heute die gleiche Kirche den Verfolgten zumindest für ihre Musik Raum bietet. Dass es trotzdem oder vielleicht gerade deshalb zu einem beeindruckenden Hörvergnügen wurde, ist dem großen Können geschuldet, für das diese Künstlerinnen und Künstler stehen.
Mit ihren Stimmen, die wie immer auf originalen Grammophonen der Zeit von Original-Schellackplatten abgespielt wurden, wurden die Künstler wieder lebendig. Ganz anders als bei digitalisierten alten Aufnahmen, wirkt hier die Tatsache, dass wir die Künstler genau so hören, wie ihr Publikum sie damals gehört hat. Keine Tonbearbeitung, keine elektronische Aufnahme- oder Wiedergabetechnik stellt sich zwischen die Interpreten und die Zuhörerschaft. Der wegen der guten Qualität der Platten reine und klare Klang mit dem typischen Grammophon-Sound begeisterte alle, die gekommen waren, um diesen Abend zu genießen.
Stücke und Lieder von Hans Albers, Lale Andersen, Marlene Dietrich, (die als Nichtjuden nicht die volle Härte der Verfolgung spüren mussten, sondern nur bedrängt wurden, bzw. Auftrittsverbote erhielten), Musik von Dajos Bela, Emanuel Feuermann, den Comedian Harmonists, Max Hansen, Fritzi Massary, Leo Monosson, Joseph Schmidt, Rosita Serrano, Richard Tauber (die sämtlich aus dem Land gejagt worden waren), vermittelten einen Eindruck von der hohen Qualität der damaligen Musik. Von “Ave Maria” über “Veronika, der Lenz ist da” bis “Lilli Marlen” und “Ein Lied geht um die Welt” reichte das Spektrum, von der „E-Musik bis zur hochwertigen „U-Musik“.
Was hat jetzt diese Musikveranstaltung mit Ökumene zu tun? Die ökumenische Bewegung hat viele Facetten: Diakonin Gabi Neumann-Beiler und Pfarrer Rupert Wimmer haben zusammen mit den Christen beider Konfessionen viele Felder gefunden, die man gemeinsam beackern kann, ohne mit den natürlich immer noch vorhandenen Unvereinbarkeiten in Konflikt zu kommen.
Auch die Veranstaltungen des Ökumenischen Herbstes folgen dieser ökumenischen Grundidee. Die beiden Konfessionen behalten ihre durch Lehre und Tradition bestimmten Eigenheiten und begegnen sich mit gegenseitigem Respekt vor eben diesen Unterschieden. Gleichzeitig suchen sie nach allen Möglichkeiten, konfessionsübergreifende Wortgottesdienste, gemeinsame Vespern, Bibel-, Gebets- und Gesprächskreise, Begegnungen und Feste, gemeinsame kulturelle Veranstaltungen und Projekte, Bildungsveranstaltungen u.ä. gemeinsam auf den Weg zu bringen.
Gerade die Kultur, bildende und darstellende Kunst, Musik und Literatur ist wie kaum etwas anderes geeignet, mit Menschen über Gott und die Welt, auch über die eigene christliche Lebensgestaltung ins Gespräch zu kommen. Und die Kirchen sind ohne Zweifel starke Kulturträger. Dietrich Bonhoeffer formulierte: „Kultur ist der Spielraum der Freiheit.“
 

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